Die längste Zeit war es mein Traum von meiner Musik leben zu können. Umso glücklicher war ich dann letztes Jahr, als ich das letzte mal bei meinem damaligen Arbeitgeber bei der Tür rausgegangen bin und wusste, ok, jetzt bist du wirklich für dich selbst verantwortlich. Musik zahlt die Rechnungen.
Der erste Monat ist dann irgendwo auch Schonfrist, viel Bürokratie, Sozialversicherung usw., aber man merkt relativ schnell, dass man durchaus etwas mehr Zeit hat als zuvor.
Klar, viel davon füllt man mit Aufträgen, je nachdem wie busy man vorher schon war, aber man kommt auch schnell auf lustige Gedanken und fragt sich, was man sonst so Business-technisch machen könnte.
Ich persönlich war ja schon immer von YouTube begeistert und voller Tatendrang hab ich dann damals auch gleich ein paar Videos rausgehauen, ist alles noch am Kanal wen es interessiert, aber wie so oft, ist das ganze dann nicht so einfach.
Dann kommt vielleicht wieder eine Zeit wo man schlichtweg haufenweise Aufträge hat, da gerät dann alles andere schnell in den Hintergrund. Schließlich bekommt man für die Aufträge auch Geld. Geld, das man gut gebrauchen kann mit all den Abgaben als Selbstständiger. Zusätzlich kommt dann ja auch der Black Friday oder Weihnachten wo man die ein oder andere Investition tätigen will.
Lange Rede kurzer Sinn, die Zeit wird einfach oft zu knapp. Oft reicht auch einfach die kreative Energie nicht aus, die gerade als Musiker sehr stark beansprucht wird. Ich persönlich mache dann einfach lieber eine Pause und verbringe Zeit mit der Familie.
Man muss das schlichtweg zu akzeptieren lernen, der Tag hat weiterhin nur 24 Stunden, irgendwo zwischen 6 und 10 verbringt man mit Arbeit und was sich ausgeht, geht sich aus.
Klingt vielleicht faul, aber in einem späteren Punkt werd ich dann noch näher auf die mentale Gesundheit eingehen, also dranbleiben.
Ich bin oft an dem Punkt, wenn ich wiedermal eine Email bekomme, dass ein Kunde eine Revision möchte und ich mir nur denke, waruuuum? Das ist doch geil so, warum willst du das anders haben? Ich will nicht schon wieder irgendwas einsingen.
Oft ist es dann nur, dass sie irgendeine Spur noch benötigen oder ein anderes Dateiformat oder so, also meistens halb so wild, aber ich hab im Laufe der Zeit gelernt, …
Lieber mal etwas Zeit vergehen lassen, eine Nacht drüber schlafen und dann am nächsten Morgen dem Kunden schreiben: „Überhaupt kein Problem, sehe ich mir an, kriegen wir hin.“
Positiv bleiben, das zeugt einfach so von Professionalität und mentaler Stärke, wenn man sich nicht triggers lässt, von – eventuell – ungerechtfertigten Änderungswünschen.
Ich muss wirklich sagen, in den meisten Fällen, wird der Song dann auch besser. Man muss ja bedenken, das ist nicht die eigene Musik an der man hier arbeitet. Es geht um die Vision von jemand anderem. Dieser Mensch hat wahrscheinlich, auch wenn er kein Musiker ist, trotzdem ein besseres Verständnis für das Endergebnis als man selbst, ZUMINDEST auf der Gefühlsebene.
Das muss man einfach respektieren, den Wunsch erfüllen und ich habe immer die Erfahrung gemacht: Kunden honorieren großen Einsatz. Die wissen meistens, dass sie einem einiges an Mehrarbeit aufhalsen. Das gleichen sie dann aber aus, entweder mit einem Trinkgeld, super Bewertung, Weiterempfehlung oder sie kommen immer wieder zu einem und werden Stammkunde wann immer sie was musikalisches benötigen.
In meinem ersten Jahr als selbstständiger Musiker habe ich an irgendwo zwischen 200 und 300 Songs gearbeitet. Ich glaube wir sind uns da alle einig, dass das definitiv nicht nachhaltig ist.
Wie schon erwähnt, bin ich der Meinung, dass der kreative Energiespeicher beim Musikmachen sehr stark strapaziert wird und es eher sinnvoll ist, an weniger Projekten zu arbeiten.
Aber, logischerweise wenn man pro Projekt nicht das Geld bekommt um mit einer geringeren Anzahl seinen Lebensstandard zu halten oder zu verbessern, ist das natürlich ein Problem und man muss Abstriche machen.
Mittlerweile bin ich zum Glück an einem Punkt wo ich pro Auftrag wirklich gutes Geld verdiene und Leute, die irgendwie versuchen meine Dienste günstiger zu bekommen, konsequent ablehnen kann.
Was ich damit sagen will ist, man sollte wirklich schauen, wenn man wie ich Freelancer ist und auf Auftragsbasis seine Dienstleistungen verkauft, dass man ständig neu evaluiert und seine Preise anpasst. Mehr Zeit freischaufeln für Familie oder Sport oder was auch immer man braucht, um nicht durchzudrehen und die Akkus wieder aufladen kann.
Wenn man jetzt nicht von 0 auf 100 voll durchstartet und auf Anhieb 6-Stellige Umsätze macht oder so – wie es vermutlich bei den meisten Leuten der Fall ist – ist es meiner Meinung nach sinnvoll, den Cashflow eher gering zu halten.
Lasst mich das kurz erklären: Gerade wenn man in Europa in einem der reicheren Länder lebt, wo eine Hochsteuerpolitik betrieben wird, wie es bei mir in Österreich definitiv der Fall ist, kommt man relativ schnell an den Punkt wo man gut und gerne die Hälfte seines Einkommens an den Staat abgibt. Das sind dann natürlich nicht nur Steuern, sondern auch Sozialversicherung, eventuell Kammerumlagen, was auch immer, je nach Branche, Dienstleistung usw.
Jetzt ist natürlich die Frage, ist es sinnvoll, wenn man jetzt im Jahr 25000 oder 30000 Euro hart verdient hat, dass man sich davon knapp die Hälfte nehmen lässt? Bringt einen das weiter?
Meiner Meinung nach ist es sinnvoller so viel wie geht ins Business zu re-investieren, damit man schnellstmöglich den Umsatz steigert. Ständig evaluieren, was ist das nächstbeste was ich kaufen kann, was mich im Workflow schneller, effizienter, energiesparender agieren lässt.
Man muss natürlich schauen, dass am Ende des Tages genug bleibt um zu leben. Aber wenn man dann den Umsatz mal auf einem gewissen Niveau hat, ist es auch nicht mehr so tragisch wenn einem mehr abgezogen wird, es bleibt ja dann immer noch einiges über. Es gibt dann natürlich noch einige andere Tricks, GmBH anmelden usw. aber das sprengt jetzt den Rahmen. Wie gesagt, Investitionen, wenn sie sinnvoll sind, korrelieren direkt mit dem Umsatz. Zeit ist Geld, Nerven sind Geld, Energie bzw. Aufwand ist Geld.
Ich sag’s wie’s ist, für mich war das ja von Vornherein keine Option, aber viele Leute präferieren es ja sich selbst mit dem Finanzamt herumzustreiten, sprich die ganzen Steuererklärungen usw. selbst vorzunehmen.
Ich kann das nicht ganz nachvollziehen. Es ist so eine Genugtuung und Erleichterung zu wissen, man hat einen Steuerberater der das macht und die einzige Verantwortung die man selbst hat, ist ordentlich alle Belege und Rechnungen aufzuheben und abzulegen.
Um was es mir geht, wenn es eine Möglichkeit gibt, etwas auszulagern, was man selber absolut nicht gern macht, oder schlichtweg nicht gut kann, dann sollte man das zu 99,9% tun.
Man verliert sonst einfach viel zu viel Zeit, in der Zeit hätte man Geld verdienen können und wahrscheinlich das was z.B. ein Steuerberater kostet wieder reinbekommen, oder die Lust, was auch schlecht ist. Gerade in der Selbstständigkeit muss man sich auf seine Motivation und seinen Drive verlassen können.
Ich glaube das kennt so ziemlich jeder kreative Kopf, aber ich finde, seit der Selbstständigkeit hat sich das noch um einiges verstärkt. Es schießen einem einfach ständig neue Ideen in den Kopf, was man alles machen könnte, was man ändern könnte. Ich denke das hat auch mit zunehmendem Selbstvertrauen zu tun, weil man ja schonmal aus einer Idee Profit schlagen hat können – sonst wär man ja nicht selbstständig – dann kommt dementsprechend so eine automatische Zuversicht, dass man das nächste auch wieder rocked.
Jedenfalls, wichtig ist, meiner Meinung nach, und damit struggle ich natürlich auch regelmäßig – also ich sollte den folgenden Rat auch mehr befolgen – diese ganzen Ideen und Gedanken entsprechend zu filtern. Wie Eingangs erwähnt, man hat nur so viel Zeit, es wird sich nicht alles ausgehen was man sich vornimmt, auch wenn’s auf den ersten Blick wie die nächste Millionen-Dollar Idee scheint. Es ist auch nicht alles Gold was glänzt. Das geht auch nicht. Lieber drüber schlafen und auf das Wesentliche fokussieren.
Wenn es natürlich was ist was euch echt am Herzen liegt und ihr wirklich der Meinung seit, ey, das kann was werden, bin ich der letzte der sagt, macht das nicht. Im Gegenteil, ich bin da total Befürworter des Elon Musk Mindsets, gleich starten, nicht lang überlegen. Starten, loslegen ist so wichtig, sonst verliert man sich wieder im Detail, oder noch schlimmer, man verliert die Lust, Zweifel kommen und die Idee ist eine weitere in der imaginären Schublade, die nie vollendet wurde, obwohl sie vielleicht wirklich gut war.
Und das bringt mich auch direkt zum nächsten und letzten Punkt, bei dem ich nun auch wieder mehr den Bezug zur Musik herstellen möchte. Wer im Musikbusiness überleben will, wird zwangsläufig, wie gesagt, gerade am Anfang an viel Musik arbeiten, sehr viel Musik. Wie gesagt, bei mir waren es ca. 250 Songs im ersten Jahr.
Was nun gerade als auftragsbasierter Dienstleister meiner Meinung nach essentiell ist, ist die ersten Ideen direkt zu verfolgen. Wenn ich einen Song schreiben soll für einen Kunden, dann schießt mir im Normalfall nach 5-10 Minuten die erste Melodie in den Kopf. Die nehm ich gleich auf und baue darauf auf. Es wäre nicht sinnvoll zuerst 5 Ideen zusammenzutragen und zu schauen, was ist am besten. Das erste was einem einfällt kommt normal von Herzen. Man ist noch nicht voreingenommen, denkt nicht zu viel nach.
Und man muss wie gesagt, die eigenen zeitlichen Möglichkeiten im Auge behalten. Wenn der Auftrag nicht so viel Kohle bringt, dass er es rechtfertigt den ganzen Tag an Ideen zu basteln, dann mach ich das schlichtweg nicht. Ich vertraue in mein Können und meine Intuition und in 99,9% der Fälle hat mich die noch nicht getäuscht.
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